26.09.2013
Nach einer doch recht kühlen
Nacht verlassen wir früh den Nordrand des Grand Canyon und machen uns auf den
Weg zum Südrand. Auf der 4-stündigen Fahrt erreichen wir mit 27 Grad wieder
sommerliche Temperaturen, allerdings bleibt es weiterhin sehr stürmisch. Am
Südrand angekommen, nutzen wir das gute Wetter und besuchen zunächst einige
Aussichtspunkte. Nachdem wir am Nachmittag unser Zelt aufgebaut haben, fahren
wir mit dem Shuttlebus noch die Hermits Rest Road ab, die für den Privatverkehr
in den Sommermonaten gesperrt ist. Da sich die Sonne zwischenzeitlich wieder
hinter Wolken versteckt hat und es daher recht kühl und ungemütlich geworden
ist, verzichten wir auf einen längeren Aufenthalt und kehren zum Zelt zurück.
Die heiße Dusche am Abend ist heute wirklich notwendig und sehr willkommen. Um
22:00 Uhr verkriechen wir uns in unsere Behausung und lauschen dem Prasseln der
Schneeflocken auf dem Zeltdach!!! Tatsächlich, es fällt der erste Schnee!
Natürlich bleibt er nicht liegen, da es immer noch 4 Grad plus sind, aber der
Unterschied von 27 Grad am Nachmittag zu 4 Grad in der Nacht ist doch
erstaunlich. Heute haben sich unsere guten Isomatten und Schlafsäcke wirklich
bezahlt gemacht. Gefroren haben wir nämlich nicht.
27.09.2013
Wir verlassen nun endgültig den
Grand Canyon und fahren gen Westen. Da wir übermorgen im Yosemite NP ankommen
wollen, sind jetzt zwei Tage autofahren angesagt. Am Nachmittag erreichen wir
die kalifornische Grenze und somit auch die Mojave-Wüste. Die Landschaft ist
hier wirklich unglaublich öde und langweilig. Auch die wenigen Ortschaften
geben eher ein trauriges Bild ab. So sind wir froh, am frühen Abend endlich
Barstow zu erreichen. Nach vielen Meilen ist dies der erste nennenswerte Ort,
in dem es auch einige Motels gibt. Wir finden schnell ein schönes Zimmer und
gehen lecker zum Mexikaner essen. Nach so vielen Tagen im Zelt tut der Luxus
eines festen Dachs über dem Kopf auch noch mal gut. Und eine Grundreinigung war
ebenfalls mal wieder fällig! J
28.09.2013
Heute gibt es nicht allzu viel zu
berichten. Wir fahren ein paar Stunden bis nach Oakhurst und suchen uns dort
einen Campingplatz für die Nacht. Aufgrund der geringen Entfernung zum Yosemite
NP sind die Preise der gängigen Motels nämlich recht hoch. Wir sind hier
südlich des Parks und werden morgen am Mariposa Grove vorbei ins Tal fahren um
dort unser Quartier aufzuschlagen. Soweit wir wissen, kommen wir auf dieser
Strecke nicht durch die von Waldbränden zerstörten Gebiete. Und dann kann
hoffentlich unser Abenteuer beginnen…
;-)
29.09.2013
Sirenengeheul, quietschende
Reifen…wir wachen auf und denken wir wären im falschen Film. Total benommen und
ohne richtig zu wissen, wo ich bin, stürze ich aus dem Zelt und sehe, wie ein
Polizeifahrzeug hinter unserem Zelt vorbeirast. Mit Blaulicht, Sirenen und
durchdrehenden Reifen jagen mindestens 4 Polizeifahrzeuge über den Campground.
Wir „bewaffnen“ uns mit unserer Flasche Pfefferspray und flüchten ins Auto. Wer
weiß, was hier los ist… Die ganze Aktion dauert mindestens eine Stunde, wobei
am Ende die Officer den Platz zu Fuß absuchen. Später erfahren wir, dass sich
ein Autodieb auf den Campingplatz geflüchtet hatte. Das war ein echt
aufregender Morgen…und das auf dem Land in einem winzigen Dörfchen! Gegen
Mittag erreichen wir den Südeingang zum Yosemite NP und fahren gleich weiter
bis ins Valley. Die großen Waldbrandschäden sehen wir nicht, die sind weiter im
Norden. Zum Glück blieb das wunderschöne Tal von all dem verschont. Im
Wilderness Center bekommen wir unser Backcountry Permit, mit dem wir uns ab morgen
auf den Weg zum Halfdome machen dürfen. Zunächst schlagen wir unser Lager aber
noch für eine Nacht im Tal auf und kochen Nudeln. Die Kohlehydrate können wir
morgen bestimmt brauchen! @Magda: Happy Birthday!
30.09.2013
Puh, die Nacht war mit nur noch 4
Grad ganz schön kalt. Heute kann unser großes Abenteuer also beginnen. Zunächst
fahren wir aber noch ins Curry Village und checken unsere Emails. Und siehe da,
wir haben Post aus Myanmar. Unsere Visa sind endlich angekommen und so steht
unserem Asientrip nichts mehr im Wege. An dieser Stelle herzlichen Dank an das
Team von Djoser aus Köln, die uns hier wirklich toll geholfen haben. Somit
steht jetzt auch fest, dass wir am 17.11.2013 wieder heimischen Boden betreten
werden. So, nun ruft aber der Berg! Vor 10 Jahren waren wir ja schon einmal auf
dem Halfdome. Allerdings haben wir das damals in einer sehr anstrengenden 12-stündigen
Tour gemacht. Diesmal wollen wir auf halbem Weg nach oben eine Übernachtung
einschieben und eventuell eine weitere auf dem Abstieg. Das bedeutet, dass wir
Zelt, Schlafsäcke, Isomatten, Winterjacken, Lebensmittel und einigen anderen
Kram mit nach oben schleppen müssen. Da Kirsten ja Probleme mit der Bandscheibe
hat, muss ich leider das Meiste alleine tragen. Aber es ist sowieso schon fast
ein Wunder, dass Kirsten soweit ist, dass wir diesen Versuch überhaupt starten
können. Nach einem leckeren Mittagessen im Tal brechen wir um 13 Uhr auf.
Zunächst geht es am Vernal Fall vorbei. Dieser Teil der Strecke ist besonders
anstrengend, da es steil bergauf geht und der Rucksack doch ganz schön schwer
geworden ist. Der Anstieg am Nevada Fall ist auch nochmal schwer, doch danach
erreichen wir schon bald das Little Yosemite Valley. In diesem hochgelegenen
Tal geht es nochmal für eine Stunde weiter, bevor wir den Backcountry
Campground erreichen. Die erste Etappe ist also geschafft. Morgen können wir
dann ohne das ganze Gepäck den Gipfel in Angriff nehmen. Mal sehen, wie das so wird?!
01.10.2013
WE MADE IT TO THE TOP!!! Gestern Abend haben wir uns schon um 19
Uhr in unser Zelt verkrochen und sind daher heute Morgen natürlich früh voller
Tatendrang. Allerdings warten wir noch ab, bis es ein wenig wärmer wird und
machen uns um 9 Uhr auf den Weg. Es geht sofort bergan durch einen tollen Wald
mit unglaublichen Bäumen. Sobald man diesen verlässt, hat man den ersten freien
Blick auf den Halfdome. Und dieser flößt wirklich Respekt ein. Die sogenannte „Schulter“
bezwingt man noch auf einem steilen Serpentinenpfad und dann geht es erst
richtig los. Als normaler Wanderer könnte man den Gipfel ohne die dort
angebrachten Kabel und Holztritte gar nicht besteigen. Und so zieht man sich im
Schneckentempo die letzten Höhenmeter auf den imposanten Berg. Bloß nicht zur
Seite schauen, da kann man wirklich Angst bekommen. Um 11:30 Uhr haben wir es
tatsächlich geschafft: Wir sind oben angekommen! Zum zweiten Mal nach 10 Jahren
stehen wir auf dem Gipfel des Halfdome. Der Ausblick in die Sierra Nevada ist
atemberaubend, aber eigentlich zählt noch mehr, hier angekommen zu sein. Der
Rückweg ins Camp ist dann nicht mehr so schwer und wir ruhen uns am Merced
River noch ein wenig aus. Da wir doch müde sind und Kirstens Rücken nicht
überanstrengen wollen, bleiben wir eine weitere Nacht im Camp und werden dann
morgen früh den Weg zurück ins Tal in Angriff nehmen. Und jetzt muss ich
schlaaaaafen… J
02.10.2013
Na, das war doch perfektes
Zeitmanagement: Gestern Abend, als wir schon im Zelt lagen, kam noch ein Ranger
zu uns und informierte über den „shutdown“ der amerikanischen Regierung.
Präsident Obama ist mit seinem Haushaltsentwurf nicht durchgekommen und jetzt
werden bis zu einer Einigung alle staatlichen Einrichtungen geschlossen.
Behörden, Museen und auch alle Nationalparks schließen die Tore. Somit darf bis
auf Weiteres niemand mehr auf den Halfdome, und alle müssen bis spätestens
morgen Nachmittag um 15:00 Uhr den Park verlassen haben! Da haben wir wirklich
Glück gehabt. Hier im Camp sind gestern noch viele mit schwerem Gepäck
angekommen, die nun unverrichteter Dinge wieder ins Tal absteigen müssen. Wir
verlassen bereits um 7:30 Uhr den Zeltplatz und machen uns auf ins Tal. Ein
wenig gespenstisch ist es schon, den Trail zeitweise für sich zu haben oder am
Vernal Fall komplett alleine zu stehen. Nur ein paar Mutige machen sich trotz Verbots
auf den Weg nach oben. Verstehen können wir es schon, schließlich ist diese
Tour wirklich was Besonderes. Im Valley werden wir von einer Rangerin in
Empfang genommen und gebeten, den Nationalpark am besten noch heute zu
verlassen. OK, wir haben schließlich alles geschafft und auch fast alle
Nationalparks gesehen, die wir besuchen wollten! J
Aber es ist wirklich eine erschreckende Sache, die hier passiert. Schließlich
sind noch unzählige Urlauber unterwegs, die jetzt praktisch alle Pläne über
Bord werfen müssen. Ob es Entschädigungen für bereits bezahlte Reservierungen
gibt, weiß wohl so Recht auch bisher niemand. Wir verlassen also unseren
Lieblingspark (nur zur Erinnerung: schönster Ort der Welt!) und erreichen bald
die ausgedehnten Waldbrandzonen, die in den letzten Wochen entstanden sind. Da
ist man schon sehr betroffen, schließlich sind wir hier vor Wochen noch durch
intakten Nationalforst gefahren. Bei dem trockenen Klima wird es sicherlich
Jahrzehnte dauern, bis wieder ein gesunder Wald wachsen kann. Wir fahren dann
auch nur bis Oakdale am Rande der Sierra Nevada um uns in einem Motel von den
Strapazen auszuruhen und uns mal wieder die Zähne zu putzen. J
26.09.2013 Navajo-Bridge |
Grand Canyon South Rim |
30.09.2013 Yosemite NP - erster Tag unserer Backcountry-Tour - beim Trinkwasser abfüllen |
01.10.2013 zweiter Tag: am Fuß des Halfdome |
hier sieht man schon die Kabel |
Kirsten beim Schlussanstieg |
We made it to the Top - zum 2. Mal !!! |
der Lohn der Mühe - die High Sierra |
Hallo Ihr Zwei,
AntwortenLöschenda habt Ihr ja wirklich großes Glück gehabt. Eure Bilder vom Half Dom sind sehr schön, ganz besonders weil wir ja jetzt eine Vorstellung von ihm haben und vom schönsten " NP" der Welt. Wir wünschen Euch noch schöne Resttage in Amerika und gute Reise nach Asien. Bis bald!
Erich u. Mechtilde
Hallo Ihr zwei beiden!
AntwortenLöschenUff, ich mußte gerade erst einmal meine Schwindelanfälle, die ich beim Anblick Eurer Kraxeltourstrecke bekommen habe, bekämpfen. RESPEKT :-)
Schön, dass es mit Eurem Visum geklappt habt und Ihr somit noch ein wenig Asien schnuppern könnt! Es ist unglaublich, dass nun schon 9 Monate vorbei sind, seitdem ihr "weg" seid und in knapp 6 Wochen sehen wir uns schon wieder - also ich freue mich schon. Die Frage ist, freut Ihr Euch schon?? Euer Tatendrang scheint nicht nachgelassen zu haben und ihr seht aus, als ob ihr am liebsten noch länger bleiben würdet. Ich hoffe, der aktuelle shut-down wird schnell wieder aufgehoben, damit Ihr auch die letzten Wochen in den USA noch viel erleben und sehen könnt!
Bei uns hat sich jetzt entgültig der Herbst angekündigt, es wird langsam nebelig und feucht. Aber in unserem Garten haben sich viele Pflanzen in tolle Gelb- und Rottöne verwandelt, es ist echt schön, dem zuzuschauen.
Bis bald und fühlt Euch geherzt :-)
Alex